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Abgesagt – Nani Noam Vazana
Donnerstag, 2. Juni 2022, 20:00
20,00€Allein ihre Stimme ist betörend – klar und schlicht, kraftvoll und präzise.
(Manchester Jazz Festival)
Nani Noam Vazana ist eine der wenigen Künstlerinnen, die neue Lieder in der bedrohten Ladino-Sprache schreibt und komponiert – die Sprache, die dem Spanischen nahe ist und von der jüdischen Bevölkerung im multireligiösen Spanien des 15. Jahrhunderts gesprochen wurde. Es wird vermutet, dass es heutzutage weniger als 60.000 Menschen gibt, die diese Sprache noch sprechen. Auf ihrem 4. Soloalbum Ke Haber („Was Gibt’s Neues“) fängt sie den Geist der altertümlichen, matriarchalen Sprache und Kultur ein und katapultiert ihn ins 21. Jahrhundert, indem sie ihn in sozialkritische Texte kleidet, die Migration, Gender sowie weibliche Ermächtigung feiern.
Die musikalische Landschaft bildet eine Brücke zwischen Tradition und modernem Leben: sie fängt die Klänge und Gerüche des Marktplatzes ein und verschmilzt sie mit rauer, an den Flamenco angelehnter Stimme neben überraschender Instrumentierung. Sanfte, an Choräle erinnernde Posaunen umspielen Mariachi-Gitarren und arabische Percussion mit immer wieder durchschimmerndem Klavier, Cello und sogar südamerikanischen, gezupften Charango-Ausschnitten, wodurch das Album zum Mosaik des magischen Realismus wird.
Ich führe Ladino auf, weil ich die Zukunft sehe, wenn ich in die Vergangenheit blicke.
(Nani Noam Vazana)
Nanis Kunst ist ein Spiegel der Zeit, in der wir leben. Es ist ein simultanes Entfalten der individuellen Identität und eine Sehnsucht danach, sich seiner Wurzeln bewusst zu werden. Antike Texte über Geschlechtsumwandlung, Untreue und sogar homoerotische Poesie, geschrieben von mittelalterlichen Rabbis, gesellen sich zu selbst komponierten Texten über weibliche Ermächtigung vor dem Hintergrund der arrangierten Heirat, dem Glauben an Magie und Feen, einer anderen Art der Trauerfeier und der Balance von Glück und Selbstwert – all dies kollidiert und schafft es dennoch, perfekt ineinander zu greifen.
Nani präsentiert neue Klänge und Perspektiven, meidet dabei die Klischees der Ladino Musik und möchte ihren Platz in der heutigen Welt der Latin-/ Welt-/Indie-Musik einnehmen. Obwohl ihre Musik nicht traditionell klingt, vermag sie es, einer beinahe ausgestorbenen Kultur wieder neue Relevanz zu verleihen.